Durchhalteparolen von AfD-“Chef des Stabes” in NRW: Oberst a.D. Lucassen

12. August 2020 0 Von Henry Stutzen
(Oberst a.D. Lucassen in “Räuberzivil” bei einem Truppenbesuch)

Das aktuelle Rundschreiben vom AfD-Landessprecher von Nordrhein-Westfalen (NRW) Hans Rüdiger Lucassen an seine “Parteisoldaten” strotzt nur so von Widersprüchen, Durchhalteparolen, Drohungen und sogar versteckten Anleihen an Reden von Adolf Hitler.

So schreibt Lucassen einerseits von “…vielen Freiwilligen…”, die sich im Kommunalwahlkampf einsetzen, gleichzeitig jedoch davon, dass diese sogenannten Freiwilligen “… überwiegend zugleich Funktionsträger(n) …” sind. Die Erfahrung – besonders bei der AfD in NRW (Marcus Pretzell und Frauke Petry lassen grüßen) – hat jedoch gezeigt, dass sich Freiwilligkeit und Funktionsträgertum weitgehend ausschießen. Hinter sogenannter Freiwilligkeit versteckt sich nämlich überwiegend die Hoffnung auf ein Mandat in einem (Regional)Parlament oder eine Anstellung bei einem Abgeordneten und/oder einer Fraktion. Lucassens eigene Assistentin, Irmhild Bossdorf, macht es vor. Hat sie doch neben ihrer Anstellung bei Lucassen mindestens noch eine Drittelstelle in der Landesgeschäftsstelle der AfD in Düsseldorf und wohl noch einen Mini-Job im Wahlkreisbüro in Euskirchen.

Von Schätzungen und glatten Lügen

“Geschätzt” 95 % der Kommunalwahlbezirke in NRW sollen mit AfD-Kandidaten gefüllt sein. Nun, bei einer Schätzungen können es auch z.B. nur 75 % sein. Die entscheidende Frage sollte jedoch sein: Warum haben die größeren etablierten anderen Parteien 100 %? Fehlt es im mitgliederstärsten AfD-Landesverband etwa an “Kanonenfutter”?

Dass die AfD letztendlich keine Versammlungsräume bekommen haben soll, stimmt gar nicht. Schließlich wurden genügend öffentliche Räumlichkeitenn zur Verfügung gestellt, allein schon deshalb, weil ohne dies die Kommunalwahlen mit guten Aussichten auf Erfolg hätten angegriffen werden können.

Die AfD-NRW selbst bot jedoch ihrerseits ohne Not bei zahlreichen Aufstellungsversammlungen genügend Anlässe, weshalb dann tatsächlich sehr viele Beschwerden bei den Wahlleitern eingingen. So wurden sowohl eigene AfD-Mitglieder als auch Kandidaten, die Nicht-Mitglied der AfD sind, von Wahlversammlungen grundlos und willkürlich ausgesperrt bzw. unter fadenscheinigen Vorwänden nicht zur Kandidatur zugelassen. Einwände auf den Versammlungen wurden oft nicht geklärt, jedoch später – ggf. sogar per (falscher?) eidesstattlicher Versicherungen den Wahlämtern gegenüber entsprechend bescheinigt, dass alle Unstimmigkeiten ausgeräumt worden seien.

In Anlehnung an Aussagen von Hitler

“Lediglich ganz vereinzelt …” seien Wahlvorschläge abgelehnt worden. Das erinnert an Hitlers verfrühte Siegrede zu Stalingrad im Münchner Bürgerbräukeller am 08. 11. 1942 (Jahrestag des Marsches auf die Feldherrenhalle), in der er auch nur noch von ganz wenig Gegenwehr berichtet, welche er mit Stoßtrupps erledigen wolle. Lucassens Wortwahl im “Sommerplausch” von RTL West einen Tag später (12.08.2020), in welchem er von “Widerstandsnestern” spricht, untermalt nur noch weiter seine offensichtliche Denkweise.

Wie Hitler nach dem Attentat auf ihn vom 20. Juli 1944 in einer Radioansprache vermeldete, dass eine ganz kleine Clique ehrloser Offiziere daran beteiligt gewesen sei, so spricht Lucassen von nur “…ganz wenigen…” innerparteilichen Gegnern, denen er “…die Grenzen aufzeigen” wolle. Dabei zählt er sich und seine Mitstreiter zu den “…gutwilligen (…) Parteikollegen.” Dabei sind Diffamierungen, Ausgrenzungen und Aussperrungen durch die Anhänger von Lucassen anschauliche Paradebeispiele von BÖSWILLIGKEIT.

(der böswillige Blick?)

Tarnen und Täuschen

Daher mutet es auch als ein schlechter Witz an, wenn Lucassen in seinem Rundbrief von “Rechtsstaatlichkeit”, “Außerkraftsetzung von demokratischen Regeln”, “die Aushöhlung des Grundgesetzes” und “die Missachtung der Freizügigkeit der Menschen” schreibt. Sind dies doch alles Brüche von Regeln, mit welchen er und seine Entourage innerparteiliche Kritiker bekämpft und sogar durch körperliche (Aussperrungen) und pseudo-juristische Maßnahmen (z.B. Landesschiedsgericht) nach Gutsherrenart durchzusetzen versucht.

Wegen der zwei gegensätzlichen Strömungen in der AfD sehe er sich “…als (…) Landessprecher in besonderer Weise gefordert.” Allein er tut aber nichts. Auf Parteiveranstaltungen, wo auch Anhänger einer anderen Parteiausrichtung zugegen sind, ist Lucassen mitunter zwar körperlich anwesend, darüber sprechen, geschweige denn diskutieren (Stichwort: innerparteilicher Willensbildungsprozess), beispielsweise um etwaige Blockaden / Gegensätze zu entschärfen oder aufzulösen: Fehlanzeige!

möchtegern Generäle auf verlorenem Posten?

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, als ob die Militärs in der AfD wohl meinen, in ihrer aktiven Laufbahn zu kurz gekommen zu sein. Auch Lucassens “Kamerad”, der Oberst a.D. Pazderski aus Berlin und vielleicht sogar immer noch der Oberstleutnant a.D. Uwe Junge aus Rheinland-Pfalz wären allesamt gerne General geworden. Vielleicht will Jörg Meuthen als Kompensation zumindest für einen dieser “Komißköppe” nun den Posten eines Generalsekretärs in der AfD schaffen?

Merken die Obristen nicht, dass sie sich immer mehr der mexikanischen Armee annähern? “Keine (Partei)soldaten mehr – nur noch Generäle”.

Mit oben beschriebenen unlauteren Mitteln bzw. der Einforderung von Befehl und Gehorsam sowie der Führung einer Partei wie ein Bataillon, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man auf einmal ziemlich verlassen da steht.

Da hilft auch nicht die Beschwörung von “Durchhaltewillen” und die unverblümte Aufforderung: “Halten Sie durch.”