AfD-NRW Oberst “im Generalstab”a.D. Lucassen?

22. Juni 2020 0 Von Henry Stutzen

einen Tag vor dem 79. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) meldet Rüdiger Lucassen plötzlich und unerwartet Redebedarf an. “Oberst im Generalstab”, wie er sich regelmäßig vorstellte, passt insofern, als dass es zuletzt in Hitlers Wehrmacht einen Generalstab gab. Bei der Bundeswehr gibt es lediglich einen Generalstabsdienst. Lucassen war also Oberst im Generalstabsdienst und keinesfalls im Generalstab. Lässt das Verkürzen / Verschweigen daher auf eine Sehnsucht nach der (guten?) alten Zeit schließen? Wie dem auch sei: in Höxter an der Weser sollten die Unterredungen statt finden. Der Ort der Gespräche zwischen deutschen Militärs und Rußland 1917/1918 bzw. der Sowjetunion 1939 war Brest-Litowsk am Fluß Bug. Geht es Lucassen daher um Frieden oder einen “Nichtangriffspakt”?

Lucassens Slogan 2020 lautet jedenfalls: “Wir müssen reden”. Nun, dies sagt man normalerweise, wenn der Haussegen schief hängt bzw. zu jemandem, wenn ernsthafte Konflikte in der Luft hängen, jedoch nicht, wenn es um einen gemütlichen Plausch im Rahmen eines Spazierganges an einem Flussufer entlang gehen soll.

Der Spruch: “Wir müssen reden” lässt daher psychologisch tief blicken.

In ihm spiegeln sich offenbar Vorstellungen von Befehl und Gehorsam, welche sich wohl tief in die Seele des Oberst Lucassen aber auch seines (Partei) Kameraden Oberstleutnant Uwe Junge, Fraktionschef der AfD in Rheinland-Pfalz, eingegraben haben.

Im Rahmen von Junge´s Werbetour, um neues Mitglied des AfD Bundesvorstands zu werden, machte er aus seinem Faible von Befehl und Gehorsam keinen Hehl. Er wollte dies in der AfD salonfähig machen.

Das Zentrum innere Führung der Bundeswehr in Koblenz “erfand” zwar den “Staatsbürger in Uniform”, doch politische Parteien in Demokratien funktionieren gänzlich anders als militärische Einheiten.

Es scheint, als müssten der Oberstleutnant und die beiden Obristen (auch der Berliner Oberst a.D. Pazderski) diese Lektion noch lernen.

Einzig der 3-Sterne-General der AfD, Joachim Wundrak aus Niedersachsen (Oberbürgermeisterkandidat von Hannover), scheint für Politik in einer Demokratie geeignet zu sein. Hoch angesehen bei der Nato wurde er trotzdem weiter befördert (das ist leider nicht mehr selbstverständlich), obwohl er Frau von der Leyen zu Beginn ihrer Amtszeit als Verteidigungsministerin ganz gehörig seine Meinung “geigte”.

Was aber liegt Hans Rüdiger Lucassen auf dem Herzen, wenn er quasi einen Rede-Appell “befiehlt”? Ist es der desolate Zustand seines Landesverbandes? Immerhin hat er mindestens ca. 40 % “seiner” Mitglieder schon am Tag seiner Inauguration am 05. Oktober 2019 verprellt. In der Zwischenzeit dürften 10 – 20 % hinzu gekommen sein.

Ihm scheinen demnach die Felle davon zu schwimmen. Sein auf dem Landesparteitag vom 18. Januar 2020 großspurig verkündetes Ziel für ein “zweistelliges” Wahlergebnis der AfD bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 scheint in weite Ferne gerückt.

Die Verzweiflung muss groß sein. Kürzlich machte Lucassen einen Info-Stand bei sich zu Hause in Bad Münstereifel, an dem sogar der Co-Bundessprecher Tino Chrupalla teilnahm.

Nur einen Tag vor seiner “Wanderschaft mit Small-Talk”, dem Samstag, 20. Juni 2020 (bewußte Symbolik weil Sommersonnenwende? Angefacht von seiner diesen “germanischen” Traditionen mutmaßlich zugeneigten (halb)flämischen Assistentin Irmhild (!) Bossdorf aus dem Rhein-Sieg-Kreis, die früher mutmaßlich Stammgast im Antwerpener “Odal-Café” des rechtsextremen Flaams Block war – die germanische Odal-Rune läßt grüßen?) lud er alle anderen AfD-Landes-Chefs in “seine” Geschäftsstelle nach Düsseldorf ein. Versucht da einer zu retten, was noch zu retten ist oder bringt sich Lucassen in Stellung für einen Fraktionsvorsitz im Bundestag (um Alexander Gauland zu entlasten damit dieser seinerseits den angeschlagenen Meuthen ersetzt) oder will “Luc Skyschrauber” (er war Hubschrauberpilot beim Bund) als “Überflieger” gar selber die Meuthen-Nachfolge antreten? Dann aber doch bestimmt wie in NRW als alleiniger “Herrscher” der ganzen AfD und nicht als Teil einer Doppelspitze. So will er dann politisch möglicherweise doch noch “General” werden.

“Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste”. In diesem Zusammenhang sei Konrad Adenauer´s Wahlkampf-Slogan zitiert: “Keine Experimente”. Für die AfD sollte die Lehre aus Adenauers Wahlkampf daher ebenfalls lauten: Keine Experimente, einen sehr guten 3-Sterne-General haben wir schon, da brauchen wir keinen Oberst mit “Halsschmerzen”, um das “Eiserne Kreuz” zu erhaschen.