đŸ”„đŸ”„đŸ”„Warum ImpfschĂ€den so schwer zu beweisen sind..đŸ”„đŸ”„đŸ”„

18. Juli 2023 Aus Von DieVolleWahrheit

Aktualisiert am 14.04.2023, 15:46 Uhr

Post Vac

Symbolbild: FĂ€lle, in denen es um gesundheitliche Nachwirkungen nach der Corona-Impfung geht, werden inzwischen vor Gericht ausgetragen. Â© Getty Images/iStockphoto/AndreyPopovLesedauer:6 Min.Teilen

Post-Vac-Syndrom nach Corona-Impfung? Eine Frau hat den Impfstoffhersteller Biontech auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagt. Sie habe nach der Corona-Impfung mit dem Wirkstoff des Herstellers einen Herzschaden davon getragen. Generell hat es das Thema in sich: Es gibt MissverstĂ€ndnisse, UnschĂ€rfen, bewusste IrrefĂŒhrung und juristische Fallstricke. Der Knackpunkt heißt: KausalitĂ€t. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Worum geht es in den Prozessen?

Der mutmaßlich erste Zivilprozess war zunĂ€chst Ende April im Frankfurt angesetzt. Inzwischen wurde dieser Prozessbeginn allerdings auf den 7. Juli verschoben. Es geht um Schadenersatz und Schmerzensgeld. Die Klage richtet sich gegen den Hersteller Biontech. Die KlĂ€gerin behauptet, durch die Covid-19-Impfung einen Herzschaden davongetragen zu haben. Die Frau, die nach Angaben ihres Anwalts selbst in einem medizinischen Beruf arbeitet, will unbekannt bleiben.

Zwei Großkanzleien vertreten nach eigenen Angaben eine dreistellige Zahl von Menschen vor Gericht. Beklagt werden Hersteller verschiedener in Deutschland eingesetzter Impfstoffe.

FĂŒr Covid-19-Impfstoffe gelten im Prinzip dieselben Haftungsregeln wie fĂŒr andere Arzneimittel, etwa nach dem Arzneimittelrecht oder dem Produkthaftungsgesetz. Der Hersteller kann zur Verantwortung gezogen werden, wenn etwa ein Produktionsfehler vorliegt. Wird das Arzneimittel beispielsweise fehlerhaft verabreicht, haftet die impfende Person. Knackpunkt ist die KausalitĂ€t: Ist der Schaden ursĂ€chlich auf die Impfung zurĂŒckzufĂŒhren?CoronavirusForschende finden Biomarker fĂŒr seltene schwere SchĂ€den nach Corona-Impfungvon Joachim Budde – RiffReporter (RiffReporter)

Was sagen die Hersteller?

Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech betont mit Blick auf die anstehenden Prozesse, “dass bisher in keinem der von Biontech geprĂŒften FĂ€lle ein kausaler Zusammenhang zwischen den dargestellten gesundheitlichen BeeintrĂ€chtigungen und der Impfung mit Comirnaty nachgewiesen werden konnte”.

“Wir nehmen unsere Verantwortung als Impfstoffhersteller sehr ernst”, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur dpa. Biontech prĂŒfe sorgfĂ€ltig jeden Fall, in dem AnsprĂŒche gegenĂŒber Biontech geltend gemacht werden. Voraussetzung sei allerdings, dass die AnwĂ€lte genĂŒgend Unterlagen vorlegen. “Bei der Bewertung des Falls können wir uns allein auf die medizinischen Fakten stĂŒtzen, um zu evaluieren, ob ein kausaler Zusammenhang besteht oder nicht. Genau daran fehlt es leider sehr hĂ€ufig.”

Was sind ImpfschĂ€den ĂŒberhaupt?

Die Begriffe gehen oft durcheinander. Da ist zum einen die “Impfreaktion”. Das sind typische Beschwerden wie Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle. Auch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen gelten als normal, sie sind Ausdruck der erwĂŒnschten Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff.

Als “Impfkomplikation” sieht das fĂŒr die Sicherheit von Impfstoffen zustĂ€ndige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine nach der Impfung auftretende unerwĂŒnschte Reaktion, die erstens in einem ursĂ€chlichen Zusammenhang mit der Impfung stehen könnte und zweitens ĂŒber eine Impfreaktionen hinausgeht. “Impfschaden” meint im engeren Sinne “die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge” dieser Komplikation.

“Schwerwiegende Nebenwirkungen” sind in Paragraf 4 des Arzneimittelgesetzes definiert – als Impffolgen, “die tödlich oder lebensbedrohend sind, eine stationĂ€re Behandlung oder VerlĂ€ngerung einer stationĂ€ren Behandlung erforderlich machen, zu bleibender oder schwerwiegender Behinderung, InvaliditĂ€t, kongenitalen Anomalien oder Geburtsfehlern fĂŒhren”.

Welche SchÀden sind bekannt?

Das PEI veröffentlicht regelmĂ€ĂŸig “Sicherheitsberichte”. Darin sind folgende schwere Impfkomplikationen aufgelistet: die Herzkrankheit Myo-/Perikarditis, die im Gehirn auftretende Sinusvenenthrombose und weitere Blutgerinnsel, eine GesichtslĂ€hmung, eine MuskelschwĂ€che namens Guillain-BarrĂ©-Syndrom und der Hörschaden Tinnitus. Sie alle sind den PEI-Daten zufolge “selten” (ein Fall pro 10.000 bis 1.000 Impfungen) oder “sehr selten” (weniger als Fall pro 10.000 Impfungen).

Dem jĂŒngsten ausfĂŒhrlichen Sicherheitsbericht zufolge – der Daten bis Ende Juni 2022 enthĂ€lt – gab es 120 FĂ€lle, bei denen zwischen einem Todesfall und der Corona-Impfung ein “wahrscheinlicher oder möglicher ursĂ€chlicher Zusammenhang” anerkannt wurde. Laut PEI ist die Zahl der TodesfĂ€lle 30 Tage nach einer Corona-Impfung aber nicht hĂ€ufiger als im statistischen Durchschnitt zu erwarten wĂ€re.

Wie viele VerdachtsfÀlle wurden gemeldet?

Das PEI zÀhlt auch die gemeldeten VerdachtsfÀlle. Ob sich der Verdacht spÀter erhÀrtet, geht aus dieser Statistik nicht hervor. Dem Institut wurden bis Mitte vergangenen Jahres 323.684 VerdachtsfÀlle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen gemeldet.

Seit Beginn der Impfungen wurden laut Robert Koch-Institut insgesamt 183 Millionen Einzelimpfungen zum Schutz vor Covid-19 verabreicht. Damit betrug die Melderate fĂŒr alle Impfstoffe zusammen 1,8 Meldungen pro 1.000 Impfdosen, fĂŒr VerdachtsfĂ€lle schwerwiegender Nebenwirkungen und Impfkomplikationen 0,3 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Die Zahl liegt also im Promillebereich.

Wie sind dramatische Einzelschicksale einzuordnen?

Medien berichten immer wieder ĂŒber dramatische Einzelschicksale. Das “heute-journal” zeigte zum Beispiel in einem Beitrag eine jugendliche ehemalige Leistungssportlerin, die nach der zweiten Dosis der Corona-Impfung um ihr Leben kĂ€mpfen musste und jetzt im Rollstuhl sitzt.

“FĂ€lle wie in dem Beitrag sind aber nach aktueller Datenlage so selten, dass sie nicht als statistische HĂ€ufung erfasst sind”, sagte Leif Erik Sander, Impfstoffforscher und Leiter der Klinik fĂŒr Infektiologie an der Berliner CharitĂ© danach der “Zeit”. Solche extremen Folgen könnten in EinzelfĂ€llen nach einer Corona-Impfung vorkommen. Wenn es eine HĂ€ufung solcher schweren Komplikationen gĂ€be, sagte Sander, wĂ€re dies in den PEI-Daten und – bei weltweit mehr als 13 Milliarden verimpften Dosen – erst recht in internationalen Daten aufgefallen. Und das sei nicht der Fall.

Wird da etwas unter den Teppich gekehrt?

Gegner der Corona-Impfungen behaupten das. So wurde 2022 etwa unter Berufung auf die KassenĂ€rztliche Bundesvereinigung behauptet, niedergelassene Ärzte hĂ€tten in ihren Abrechnungen 2,5 Millionen Mal Impfnebenwirkungen codiert. Damit hĂ€tte es in 1,5 Prozent aller Corona-Impfungen Probleme gegeben. Bei konventionellen Impfungen vor der mRMA-Technik habe dieser Wert bei 0,3 Prozent gelegen.

Faktenchecker kamen zu dem Schluss, dass hier unterschiedliche Dinge gleichgesetzt und falsche SchlĂŒsse daraus gezogen wurden. Zum Beispiel wurden harmlose Impfreaktionen, die hĂ€ufig sind, und echte ImpfschĂ€den, die sehr selten sind, in einen Topf geworfen. Das Schlagwort von den 2,5 Millionen GeschĂ€digten durch die Corona-Impfungen hielt sich dennoch. Bei einem Wahlkreisbesuch wurde Bundeskanzler Olaf Scholz diese Zahl an den Kopf geworfen.InterviewGesundheitKrank nach der Corona-Impfung: “Viele Menschen werden allein gelassen”von Ulrike Gebhardt (RiffReporter)

Wurde bisher schon Menschen Geld zugesprochen?

Bei einigen Hundert Menschen wurden VersorgungsansprĂŒche bewilligt. Dabei geht es nicht um Schmerzensgeld oder Schadenersatz, sondern zum Beispiel um Versorgungsleistungen. ZustĂ€ndig sind die VersorgungsĂ€mter der BundeslĂ€nder. Wenn sie den Antrag ablehnen, kann man beim Sozialgericht gegen die Entscheidung klagen. Auch hier geht es um die Frage, ob der Schaden zufĂ€llig in zeitlicher NĂ€he zur Impfung auftrat oder ursĂ€chlich durch die Impfung verursacht wurde.

Nach Recherchen der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ) sind bis Mitte MĂ€rz 2023 in 13 der 16 BundeslĂ€nder 6.600 AntrĂ€ge auf Versorgungsleistungen wegen Corona-ImpfschĂ€den eingegangen. Die Zahl der von den VersorgungsĂ€mtern anerkannten Corona-ImpfschĂ€den lag den Recherchen zufolge zuletzt bei 284. “In den 13 LĂ€ndern kommt ein anerkannter Corona-Impfschaden auf knapp 214.000 geimpfte BĂŒrger”, so die FAZ.

Wann ist eine Impfung ein Risiko?

Das PEI betont gebetsmĂŒhlenartig, “dass unerwĂŒnschte Reaktionen oftmals im zeitlichen, nicht aber unbedingt im ursĂ€chlichen Zusammenhang mit einer Impfung” stĂŒnden. Das in einem konkreten Einzelfall nachzuweisen oder zu widerlegen ist die eine Sache. Die andere ist, das Risiko fĂŒr die Allgemeinheit zu quantifizieren.

Dabei helfen Statistiken, wie oft bestimmte Krankheiten in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in einem bestimmten Zeitfenster auftreten. Sie sind die VergleichsgrĂ¶ĂŸe fĂŒr die gemeldeten unerwĂŒnschten Ereignisse nach einer Impfung. Ergibt sich eine signifikant höhere Anzahl an Verdachtsfallmeldungen fĂŒr ein Ereignis nach einer Impfung, als es statistisch zufĂ€llig in einer vergleichbaren Population zu erwarten wĂ€re, spricht das PEI von einem “Risikosignal”. Hier könnte also eine Gefahr lauern.

Was ist Post Vac?

Analog zu Long- oder Post Covid hat sich der Begriff Post Vac fĂŒr Beschwerden nach einer Impfung etabliert. Medizinisch definiert ist das Krankheitsbild nicht. Im Allgemeinen sind damit Beschwerden gemeint, wie sie auch nach einer Covid-Infektion auftreten können.

Das UniversitĂ€tsklinikum Marburg hat im Rahmen seiner Covid-Ambulanz eine Post-Vac-Sprechstunde ins Leben gerufen. “Wir haben jeden Tag Hunderte Anfragen zum Post-Vac-Syndrom”, sagte der Leiter der Ambulanz, Prof. Bernhard Schieffer, der dpa. “Wie viele VerdachtsfĂ€lle sich am Ende bewahrheiten, kann man bei der ersten Kontaktaufnahme nicht sagen.”

Nimmt sich die Ambulanz eines Post Vac-Verdachts an, muss nicht nur geprĂŒft werden, ob es tatsĂ€chlich einen ursĂ€chlichen Zusammenhang gibt. Wichtig ist auch zu unterscheiden, ob der Patient nur geimpft ist oder auch infiziert war. DafĂŒr wird laut Schieffer ein Test eingesetzt, der die Antikörper gegen das Virus und die Antikörper gegen das Spike-Protein des Impfstoffs unterscheiden kann.

Wie reagiert die Politik?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Hilfen fĂŒr Menschen mit LangzeitschĂ€den einer Corona-Infektion oder -Impfung zugesagt. Sein Ministerium werde ein Programm auflegen, bei dem die Folgen von Long Covid und Post Vac – also ImpfschĂ€den – untersucht wĂŒrden und die Versorgung der Betroffenen verbessert werde, kĂŒndigte Lauterbach im MĂ€rz im ZDF-“heute journal” an. Die Langzeitfolgen einer Corona-Impfung mĂŒssten schneller anerkannt werden. Kommentatoren werteten das als 180-Grad-Wende des Ministers, der zuvor die Unbedenklichkeit der Corona-Impfstoffe betont hatte. (dpa/tar) Â© dpaVolume 90% 

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Aktualisiert am 09.02.2023, 16:22 UhrEine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, welche Beschwerden hÀufiger nach einer Corona-Erkrankung auftreten als nach anderen Infektionen. (Bildcredit: picture alliance/abaca/Joly Victor)HÀufig gesucht

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