đŸ”„đŸ”„đŸ”„EU-Impfstoffdeal mit Pfizer :Impfschaden in BrĂŒsselđŸ”„đŸ”„đŸ”„wenn immer noch keine volle Untersuchung stattfindet und alle verantwortlichen nicht aufs Ă€ußerste bestraft werden. đŸ”„đŸ”„đŸ”„dann gibt es kein STAAT mehr đŸ”„đŸ”„đŸ”„

25. Mai 2023 Aus Von DieVolleWahrheit

https://taz.de/EU-Impfstoffdeal-mit-Pfizer/!5933318/

Die EU-Kommission hat 2021 einen fragwĂŒrdigen Milliarden-Auftrag fĂŒr Corona-Impfstoffe an Pfizer vergeben. Jetzt stockt die Aufarbeitung.

Ursula von der Leyen trĂ€gt einen weißen Kittel und eine blaue Gesichtsmaske

Soll vor einem Sonderausschuss zum GeschÀft mit Pfizer aussagen: PrÀsidentin von der LeyenFoto: John Thys/Pool via reuters

BRÜSSEL taz | Nachfragen zwecklos, Ursula von der Leyen antwortet nicht. Wenn es um den grĂ¶ĂŸten Impfstoff-Deal aller Zeiten geht, den die PrĂ€sidentin der EU-Kommission im FrĂŒhjahr 2021 mit dem US-Pharmakonzern Pfizer abgeschlossen hat, dann gibt sich die BrĂŒsseler Behörde zugeknöpft. Was von der Leyen per SMS-Kurznachricht von ihrem Handy mit Pfizer-Chef Albert Bourla abgesprochen haben mag, wird wie eine geheime Verschlusssache behandelt. Auch die milliardenschweren VertrĂ€ge, die die CDU-Politikerin im Namen der EU abgeschlossen hat, bleiben tabu – nicht einmal das Europaparlament erhĂ€lt volle Einsicht.

Die New York Times biss bei ihren Nachfragen ebenso auf Granit wie die EuropĂ€ische Staatsanwaltschaft, die EU-BĂŒrgerbeauftragte oder der Rechnungshof. Auch die taz hat nachgefragt: Was die Kommission denn zu der jĂŒngsten strafrechtlichen Klage einer Privatperson aus Belgien und zu den VorwĂŒrfen gegen von der Leyen sage, wollten wir wissen. „No comment“, kein Kommentar, antwortete von der Leyens Chefsprecher Eric Mamer – nicht einmal, sondern mehrfach.

Gemeinsam haben die 27 Mitgliedstaaten Ende 2020 begonnen, den dringend benötigten Impfstoff bei Pfizer und anderen Pharmakonzernen zu bestellen. Weil die Zeit drĂ€ngte, nahm man es mit den Konditionen und der Kontrolle nicht so genau. Pfizer bekam mehrfach den Zuschlag – nicht zuletzt, weil deren Impfstoff beim deutschen Unternehmen BionTech hergestellt wird. Das sichere ArbeitsplĂ€tze und Know-how in Europa, sagte von der Leyen.

Doch nun bröckelt die Einheit. Das EU-Parlament, das sich fĂŒr die Europawahl im Juni 2024 warmlĂ€uft, fordert Rechenschaft ĂŒber die VertrĂ€ge, die von der Leyen damals ausgehandelt hat – und die die EU auch jetzt noch zur Abnahme des nicht mehr benötigten Impfstoffs verpflichten. Einige EU-Staaten wollen die milliardenschweren Deals sogar nachverhandeln.

Groll im EuropÀischen Parlament

GefĂ€hrlich werden könnte von der Leyen vor allem das Parlament. Denn dort geht der Groll ĂŒber ihre GeheimniskrĂ€merei quer durch alle Fraktionen – bis hin zur Spitze. So fordert die VizeprĂ€sidentin der EU-Volksvertretung, Katarina Barley (SPD), eine öffentliche Anhörung der CDU-Politikerin.

Es sei „selbstverstĂ€ndlich“, dass sich von der Leyen dem Parlament stelle, sagte sie dem Magazin Focus: „Ich erwarte das auch.“ Zwar habe der Sonderausschuss, den das Europaparlament zur Aufarbeitung der Coronakrise eingesetzt hat, nicht die gleichen Kompetenzen wie etwa ein Untersuchungsausschuss des Bundestages. Die EU-Abgeordneten können die Kommissionschefin zum Beispiel nicht einfach vorladen.

Es sei jedoch Aufgabe des Parlaments, die Kommission zu kontrollieren, so Barley, die von der Leyen noch aus der gemeinsamen Arbeit in der Bundesregierung kennt. Sie dĂŒrfe sich nicht verweigern. Schließlich gehe es um „sehr viel Steuergeld“.

Offizielle Angaben fehlen

Die Rede ist von 35 Milliarden Euro – so viel soll die Bestellung wert sein, die von der Leyen Anfang 2021 bei Pfizer aufgab. Davon sollen noch bis zu 10 Milliarden Euro ausstehen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte im Januar berichtet, dass die Zahlungsverpflichtung der EU aus diesem Vertrag in einer GrĂ¶ĂŸenordnung zwischen 7,8 und 9,75 Milliarden Euro liege.

Offizielle Angaben fehlen – denn die VertrĂ€ge sind geheim, nicht einmal die EU-Abgeordneten bekommen die kritischen Klauseln zu sehen. Einige grĂŒne Parlamentarier haben dagegen vor dem EuropĂ€ischen Gerichtshof geklagt. Doch obwohl sie bereits im Januar eine Anhörung beantragt haben, warten sie bis heute auf einen Termin.

„Die EU-Kommission weigert sich immer noch, die VertrĂ€ge mit den Pharmaherstellern komplett offenzulegen“, berichtet die Abgeordnete Tilly Metz aus Luxemburg, die an der Klage beteiligt ist. „FĂŒr mich ist das unverstĂ€ndlich, denn die Impfstoff-Beschaffung liegt nun schon einige Zeit zurĂŒck, und wir mĂŒssen uns auf die nĂ€chsten Krisen vorbereiten.“

đŸ”„đŸ”„Von der Leyen arbeitet eifrig am SchlussberichtđŸ”„đŸ”„

Dies gehe aber nicht ohne das nötige öffentliche Vertrauen – und das könne nur durch Transparenz und Kontrolle gesichert werden. „FĂŒr mich ist das eine Frage des Prinzips: Das Europaparlament muss die Arbeit der Kommission kontrollieren. Das ist meine Aufgabe, das bin ich meinen WĂ€hlern und WĂ€hlerinnen schuldig.“

Metz glaubt zwar nicht mehr, dass von der Leyen noch vor der Europawahl den Pfizer-Deal offenlegen wird. Umso eifriger arbeitet sie mit anderen Abgeordneten am Schlussbericht des Corona-Sonderausschusses, der im Sommer vorgelegt werden soll. Eine Lehre steht fĂŒr sie jetzt schon fest: In der Coronakrise saß die Industrie am lĂ€ngeren Hebel.

„Die EU-Kommission hat in dieser Ausnahmesituation ihr Bestes gegeben“, so Metz. „Aber die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie war fĂŒr sie neu, und rĂŒckblickend hĂ€tte man einige Probleme vermeiden können.“ So habe sich die Kommission beim Ankauf von Corona-Impfstoffen auf das „Commercial Secret“ eingelassen. Das sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, der die EU teuer zu stehen komme. Auch die beteiligten LĂ€nder mĂŒssten das aufarbeiten.

Polen und einige andere Mitgliedstaaten haben sich bereits daran versucht – mit wenig Erfolg. In einem Brief forderte Gesundheitsminister Adam Niedzielski den Pfizer-Konzern auf, den umstrittenen Vertrag nachtrĂ€glich zu Ă€ndern, um „die finanzielle Last zu mindern“. Zudem mĂŒsse verhindert werden, dass von den bis zu 1,8 Milliarden bestellten Impfdosen allzu viel im MĂŒlleimer lande.

Pfizer will noch gute GeschÀfte machen

Pfizer scheint zwar zu Kompromissen bereit, will aber selbst dabei noch gute GeschĂ€fte machen. Nach Darstellung der Financial Times ist der Konzern bereit, die im laufenden Jahr abzunehmende Impfstoffmenge von 500 Millionen Dosen auf 280 Millionen zu reduzieren. DafĂŒr soll die EU allerdings eine „StornogebĂŒhr“ zahlen – und noch einige Jahre lĂ€nger als geplant bei Pfizer einkaufen.

Wird also ein schlechter Deal durch einen weiteren schlechten Deal ersetzt, muss die EU gar noch bis 2026 Impfdosen von Pfizer abnehmen? Auf Nachfrage der taz erklÀrte ein Sprecher der EU-Kommission, dass die GesprÀche mit Pfizer und den Mitgliedsstaaten noch liefen. Zu den Details könne man leider nichts sagen.

„Diese Diskussionen finden, wie es immer der Fall war, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten statt“, betont der Sprecher. Anders gesagt: Die Kommission trĂ€gt nicht allein die Verantwortung. Wenn es Fehler gab, will von der Leyen nicht allein schuld gewesen sein – Deutschland und die anderen EU-Staaten hĂ€ngen mit drin in der nicht enden wollenden Pfizer-AffĂ€re.