đŸ”„đŸ”„đŸ”„đŸ”„Faktencheck: Mehr schwere Nebenwirkungen? Ärzte melden auch leichte ImpfreaktionenđŸ”„đŸ”„đŸ”„đŸ”„

12. Juli 2022 Aus Von DieVolleWahrheit

https://web.de/magazine/wissen/wissenschaft-technik/corona-impfung-schwere-nebenwirkungen-aerzte-melden-leichte-impfreaktionen-37088890

Impfung

Aktualisiert am 08.07.2022, 12:53 Uhr

  • Ist die Zahl der Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung eigentlich viel höher, als bislang erfasst wurde?
  • Das zeigen angeblich neue Daten der KassenĂ€rzte.
  • Diese wurden allerdings falsch interpretiert.
  • Wir checken die Fakten und rĂ€umen mit MissverstĂ€ndnissen auf.

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Was ist erwartbare Impfreaktion, was schwerwiegende Nebenwirkung? In dieser Frage verheddern sich in der Debatte ĂŒber Corona-Impfstoffe immer wieder einige Akteure. Nebenwirkungen trĂ€ten viel hĂ€ufiger auf als bislang bekannt, wird mitunter behauptet.

In einem aktuellen Antrag schreibt etwa die AfD-Bundestagsfraktion mit Verweis auf neue Daten der KassenĂ€rztlichen Bundesvereinigung (KBV) von rund 2,5 Millionen Patienten mit Impfnebenwirkungen, die 2021 von ihren VertragsĂ€rzten behandelt worden seien. Doch die KBV ordnet die Zahlen ein – die Daten unterscheiden demnach beispielsweise nicht zwischen ĂŒblichen Impfreaktionen und meldepflichtigen Nebenwirkungen.

Behauptung: Zahlen der KBV zeigen, dass die Nebenwirkungen der Corona-Impfung viel höher liegen als gedacht. Fast 2,5 Millionen Patienten mussten deswegen 2021 in Ă€rztliche Behandlung.

Bewertung: IrrefĂŒhrend.

Äußerst selten schwerer wiegende Nebenwirkungen

Die Wirksamkeit der COVID-Impfstoffe ist wissenschaftlich erwiesen. Ebenso ist bekannt: HĂ€ufig gibt es vorĂŒbergehende Reaktionen wie den “Impfarm” oder Kopfschmerzen, Ă€ußerst selten hingegen schwerer wiegende Nebenwirkungen.

Die neuesten Daten zu Impfnebenwirkungen hatte die KassenĂ€rztliche Bundesvereinigung auf Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag zusammengestellt. Das bestĂ€tigte die KBV der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In der Analyse, die der dpa vorliegt, ist die Rede von knapp 2,5 Millionen Patienten, die 2021 nach einer Impfung bei KassenĂ€rzten vorstellig wurden. Zu deren Symptomen gehörten sowohl “ĂŒbliche und damit nicht meldepflichtige Impfreaktionen als auch meldepflichtige Impfnebenwirkungen”, wie die KBV schreibt.

Einen aus diesen Daten erstellten AfD-Bundestagsantrag, in dem zur AufklĂ€rung von Impfnebenwirkungen aufgerufen wird, ĂŒberwies das Plenum am Mittwoch an den Gesundheitsausschuss. Darin heißt es, Ausmaß und Risiko von Impfnebenwirkungen seien in der Vergangenheit “marginalisiert und bagatellisiert” worden. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Martin Sichert, nannte die KBV-Zahlen bereits Ende Juni “beĂ€ngstigend”.

Auch typische harmlose Impfreaktionen fallen unter Impfnebenwirkungen

Darauf reagierte der Dachverband der 17 KassenĂ€rztlichen Vereinigungen in Deutschland empört: Der Vorstand “distanziert sich aufs SchĂ€rfste von den Aussagen und Interpretationen” Sicherts, teilte die KBV mit. Die Zahl von rund 2,5 Millionen Patienten mit Impfnebenwirkungen sei “keineswegs unerwartet und dramatisch”.

Unter Impfnebenwirkungen versteht die KBV nĂ€mlich auch typische harmlose Impfreaktionen, die ein bis drei Tage anhalten: etwa Hautausschlag, Rötungen und Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber oder MĂŒdigkeit. “Sie bilden den mit Abstand grĂ¶ĂŸten Anteil der registrierten UnvertrĂ€glichkeiten und Komplikationen.” Mitnichten wurden also nur schwere Nebenwirkungen gemeldet.

Die KBV wertete Abrechnungsdaten anhand von vier Diagnose-SchlĂŒsseln aus, von denen nur einer spezifisch auf Corona-Impfungen angewandt wird. Die anderen drei können genauso bei Impfreaktionen nach einer Tetanus- oder Hepatitis-Spritze vergeben werden.CoronavirusImpfen hat im ersten Jahr fast 20 Millionen Corona-Tote verhindert

ICD-SchlĂŒssel wird auch vergeben, wenn Patient nicht behandelt wird

Ärzte und Ärztinnen mĂŒssen diese sogenannten ICD-Codes auf ihren Abrechnungen angeben. Wer sich zum Beispiel nach einer Impfung zu schlapp fĂŒhlt, um arbeiten zu gehen, konsultiert den Arzt fĂŒr eine Krankschreibung. Dazu mĂŒssen die Patienten aber nicht unbedingt behandelt werden, wie die KBV mitteilt. Ein ICD-SchlĂŒssel wird aber dennoch vergeben.

Solch ein Code kann also je nachdem eine ĂŒbliche und ungefĂ€hrliche Impfreaktion beschreiben oder eine ĂŒber das ĂŒbliche Maß hinausgehende Nebenwirkung, die zusĂ€tzlich dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) anzeigt werden muss. Das PEI bewertet Nutzen und Risiko von Impfstoffen. Dem Institut wurden bis Ende 2021 insgesamt 244.576 VerdachtsfĂ€lle einer Nebenwirkung nach einer Corona-Impfung gemeldet. “In 29.786 VerdachtsfĂ€llen wurden schwerwiegende unerwĂŒnschte Reaktionen gemeldet”, so das PEI.

“Der Unterschied zwischen den von Ärztinnen und Ärzten dokumentierten im Vergleich zu den dem PEI gemeldeten Impfreaktionen ist daher nachvollziehbar und war zu erwarten”, heißt es von der KBV. Die Zahl der gesamten Corona-Impfungen in Deutschland lag 2021 laut Robert-Koch-Institut bei rund 150 Millionen.

Hohe öffentliche Aufmerksamkeit fĂŒhrt zu mehr Meldungen

Die knapp 2,5 Millionen von der KBV dokumentierten Patienten mit Nebenwirkungen mĂŒssen zudem nicht ausschließlich wegen Symptomen nach einer Impfung in die Praxen gekommen sein: “Patientinnen und Patienten werden auch wegen anderer Beschwerden wie z. B. einer chronischen Grunderkrankung zum Arzt gegangen sein und dabei die Impfnebenwirkung erwĂ€hnt haben, was der Arzt wiederum dann codiert hat”, so die KBV.

Ebenso hinkt der Vergleich der Zahl gemeldeter Nebenwirkungen der COVID-Impfung bei der KBV mit der von frĂŒheren Impfungen, worauf auch die KBV hinweist: Expertinnen und Experten haben immer wieder betont, dass die hohe öffentliche Aufmerksamkeit wĂ€hrend der Pandemie auch zu mehr Meldungen möglicher Impfreaktionen und -nebenwirkungen fĂŒhrt.

In der Vergangenheit gab es mehrfach Versuche, eine angeblich unerkannte hohe Anzahl von Corona-Impfnebenwirkungen nachzuweisen. Bisher gibt es dafĂŒr aber keinen Beleg. Vermeintliche Analysen wiesen arge MĂ€ngel auf: Die Studie eines Stiftungsprofessors der Berliner CharitĂ© stellte sich als offene Internet-Umfrage heraus, deren Datenbasis selbst die CharitĂ© nicht fĂŒr geeignet hielt. Eine Auswertung der Krankenkasse BKK Provita unterschied nicht zwischen vorĂŒbergehenden Impfreaktionen und anhaltenden Nebenwirkungen. (ff/dpa)Volume 90% 

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