Der General, der seinen Sieg verspielte

11. Mai 2021 Aus Von Boudicca

Fulminant war die Zustimmung auf dem Nominierungsparteitag der AfD in Niedersachsen….aber: es wurden dazu offenbar nicht alle Mitglieder ordnungsgemĂ€ĂŸ eingeladen.

Die Truppen des Generals waren also fest geschlossen und gut organisiert. So das Erscheinungsbild nach außen. Und nach innen? Um jeden der nachfolgenden Listen-PlĂ€tze war gekĂ€mpft worden. In Kampfabstimmungen, die beworben werden mussten. Schon deren Art und Weise hinterließ Spuren in den Köpfen und fĂŒhrte zu leisem Grollen.

Die anderen, eigentlich doch Freunde – allerdings Parteifreunde – wurden als Gegner gesehen. Aber der Sieg war errungen. Auf zur nĂ€chsten Etappe.

Mit errungenem Sieg kann die Planung des Bundestagswahlkampfes beginnen. In StĂ€ben gesessen habend, kann davon ausgegangen werden, dass das Organisatorische selbst verstĂ€ndlich ist und man sich dem Inhalt widmen kann. DafĂŒr sind Kontakte und GesprĂ€che zur nĂ€chsthöheren Ebene dienlich, erforderlich, nĂŒtzlich.

Und das Parteivolk? – dieses wird sich unterdessen seiner Aufgabe und Möglichkeiten bewusst; Parteien haben die Scharnierfunktion zwischen Volk und Regierenden.

Das Volk ist in den Parlamenten zu reprÀsentieren, die wiederum in der parlamentarischen Demokratie die Regierung wÀhlen. IdentitÀt von Regierenden und Regierten ist gefordert.

Auch die in Abstimmungen Unterlegenen gehören dazu. Und wenn diese sich nicht mehr reprÀsentiert sehen, greifen sie zu den gegebenen Möglichkeiten: Fehler im Verfahrensweg sind es. Das weiss jeder deutsche Jurist; und es weiss auch jeder: wo kein KlÀger da kein Richter.

Aber die Unterlegenen nutzen diese ihre Möglichkeit und greifen die so fulminant durchgesetzte Liste so wirksam an, dass der Amtsschimmel Fragen prÀsentiert.

Adressat ist der Vorstand, von dem die Sieger erwarten, dass er nunmehr alles Politische beiseite lĂ€sst und sich allein der KlĂ€rung um das Verfahren widmet. Aufgrund welcher Überlegung die Siegerseite davon ausgeht, bleibt deren Geheimnis. Immerhin könnten die Kontakte in die Zentrale auf Bundesebene ergeben haben, dass auch diese in das fehlerhafte Verfahren einbezogen war. Das hĂ€tte man wissen können; auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Amtsschimmel die Dinge richtet. Dazu sind Mitglieder und Vorstand aufgerufen. Aber das war ja der als unpolitisch angesehene Teil.

Ist nun Zeit? Es ist an der Zeit, den inhaltlichen Teil des Wahlkampfs anzugehen. Klingt fĂŒr den Sieger logisch.

Der Bundesvorstand hat vermeintlich dankbar den prÀsentierten Sieg und Sieger in Empfang genommen und bindet ihn ein.

DafĂŒr stimmte offenbar nicht jeder im Bundesvorstand. Nun gut, man wird wenigstens bekannter. Der Sieger bringt schließlich etwas mit: seine sichere Nominierung fĂŒr den Bundestag.

Da der Kandidat neu ist, ist er dankbar fĂŒr eine zur Seite gestellte weitere Person aus der Bundesebene. Dass es mit der Landtagsebene (in Hannover) schon einmal gehörig daneben ging, ist fĂŒr die Bundesebene unbeachtlich. Es geht schließlich um klare Strukturen, da kennt sich der Sieger aus.

Der Sieg war mit den Mitgliedern errungen; da diese sich im Sieg nicht wiederfinden, wollen sie ohne den Amtsschimmel, ein neues Gefecht – kein militĂ€risches – nein, eine neue, korrekte Abstimmung auch ĂŒber den so sicher gewĂ€hlten General – schließlich sind es keine (Partei)Soldaten sondern politisch agierende Mitglieder der Partei(basis)!