đŸ”„ Das „RĂ€tsel“ der abgebauten Intensivbetten ist gelöst đŸ”„

27. April 2021 Aus Von Horpenit

Die Angst vor einer Überlastung ist der Dreh- und Angelpunkt der Politik. Mit dieser Furcht wird seit 174 Tagen der Lockdown begrĂŒndet und stĂ€ndig verlĂ€ngert, Operationen werden verschoben, Betten freigehalten – doch glaubt man den QuantitĂ€tsmedien, werden diese immer knapper. Werfen wir einen Blick auf die Ursache dieser Verknappung – wie so oft muss man dazu der Spur des Geldes folgen.

đŸ”„ Abrechnungsskandal? đŸ”„

Das RĂ€tsel der abgebauten Intensivbetten sind ZuschĂŒsse welche es fĂŒr die KrankenhĂ€user gibt, die eine Auslastung ĂŒber 75% haben. Was also machen, wenn man bisher unter 75% Auslastung war und auch nicht mehr Patienten da sind?Jens Spahn mahntEs ist und bleibt PrioritĂ€t, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.

Ganz einfach: Man reduziere die Bettenzahl, bis die Auslastung auf ĂŒber 75% angestiegen ist und im Nu gibts als KrankenhĂ€user eben die ZuschĂŒsse und somit mehr Geld in der Kasse. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Ursache des ganzen Trubels, den §21 des „Gesetzes zur wirtschaftlichen Sicherung der KrankenhĂ€user und zur Regelung der KrankenhauspflegesĂ€tze (Krankenhausfinanzierungsgesetz – KHG)“:

Auszug Â§21 Krankenhausfinanzierungsgesetz

Wie so oft ist auch dieses Gesetz nicht ganz einfach zu lesen. Wir haben die markanten Stellen deshalb rot eingefĂ€rbt. ZunĂ€chst geht es um Sonderzahlungen aus der „LiquiditĂ€tsreserve des Gesundheitsfonds“ seit dem 18.11.2020. FĂŒr diese Zahlungen kommen nur KrankenhĂ€user in Frage, die in Landkreisen liegen, mit einer Inzidenz ĂŒber 70 (was ja bekanntermaßen aufgrund der „Teststrategie“ des Bundesregierung in allen Landkreisen Deutschlands der Fall ist) und wenn die freien KapazitĂ€ten der insensivmedizinischen BehandlungskapazitĂ€ten weniger als 25% betrĂ€gt. Sprich:

Seit dem 18.11.2020 erhalten KrankenhĂ€user bei einer Auslastung der Intensivbetten ĂŒber 75% Ausgleichszahlungen aus der LiquiditĂ€tsreserve Gesundheitsfonds.

Mit dem Wissen ĂŒber die Sonderzahlungen werfen wir noch einmal einen Blick auf den Verlauf der freien und belegten Intensivbetten in Deutschland:

Intensivbettenauslastung in Deutschland, Quelle: DIVI

Auffallend ist hier, dass es Anfang November zu einer drastischen VerĂ€nderung kam – wir haben diesen Zeitpunkt mit einer roten Linie gekennzeichnet: Obwohl die belegten Intensivbetten konstant auf ca. 20.000 Betten verharrt, beginnen die KrankenhĂ€user ab diesem Zeitpunkt die freien Betten und die Reservebetten zu reduzieren. Warum ist das so? Nun – da es seit dem 18.11.2020 Sonderzahlungen fĂŒr ausgelastete KrankenhĂ€user gibt, liegt der Schluss mehr als Nahe, dass viele KrankenhĂ€user gar nicht wirklich am KapazitĂ€tsmaximum arbeiten – die Zahlen Auslastungsquoten werden einfach kĂŒnstlich nach oben getrieben, um die Sonderzahlungen zu erhalten.

đŸ”„ Werden Patienten einfach „intensiviert“? đŸ”„

Aber es kommt noch besser. Das RKI veröffentlicht regelmĂ€ĂŸig die Corona Lageberichte. Lassen wir aus einem aktuellen Bericht zwei Grafiken auf uns wirken:

In der oberen Grafik sieht man die hospitalisierten Covid-19 FĂ€lle. Hier ist besonders auffallend, dass diese in 2021 in allen Altersgruppen kontinuierlich sinken und aktuell in KW 12/13 (Ende MĂ€rz / Anfang April 2021) auf einem Tiefpunkt sind. DemgegenĂŒber steht rechts die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19 Patienten. Diese hatte ein Maximum Ende letzten Jahres – wo es auch in der linken Kurve zahlreiche, hospitalisierte Covid-19 FĂ€lle zu verzeichnen gab. Allerdings steigt diese Kurve seit Ende MĂ€rz / Anfang April ebenfalls wieder rasant an – obwohl wir immer weniger und weniger hospitalisierte Covid-19 FĂ€lle sehen. Hier drĂ€ngt sich regelrecht die Frage auf:

đŸ”„ werden Covid-19 Patienten einfach intensivmedizinisch behandelt, um die Auslastung hoch zu halten und Sonderzahlungen abzukassieren, obwohl dies gar nicht nötig wĂ€re? đŸ”„

Zumindest die Daten des RKI legen solch einen Schluss mehr als Nahe.
Kommen wir zu einem weiteren Punkt: Der Kommunikation der Politiker und ihren im Gegensatz dazu stehenden Taten

Mahnende Worte der Politik

Am 9. April aber und auch am Donnerstag, am 15. April, warnte Spahn öffentlich vor der Überlastung der Intensivstationen.

đŸ”„Es ist und bleibt PrioritĂ€t, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Jens Spahn 15.04.2021

Nun, wir fragen uns allen ernstes, ob monetĂ€re Anreize fĂŒr eine hohe Intensivbettenauslastung wirklich dazu geeignet sind, Zahlen und Statistiken zu erzeugen, die das reale Geschehen in den KrankenhĂ€usern abbilden und keine Panik erzeugen?
Nicht vergessen darf man auch, dass Intensivmediziner wie Stefan Kluge, Direktor der Klinik fĂŒr Intensivmedizin am UniversitĂ€tsklinikum Hamburg-Eppendorf, die stĂ€ndig vor einer Überlastung des Gesundheitssystems warnen, genau mit solch einer hohen Auslastung eben ihr Geld verdienen und am Ende des Tages Geld fĂŒr neue GerĂ€te und Forschung bekommen.
Wie passt aber der prophezeite Kollaps des Gesundheitssystems mit der Schließung von ĂŒber 20 KrankenhĂ€usern wĂ€hrend der Pandemie zusammen? In Rheinland-Pfalz musste beispielsweise das Krankenhaus Ingelheim, zunĂ€chst Spezialklinik fĂŒr Covid 19, wegen zu geringer Auslastung schließen. Auch hat die Bundesrepublik bereits knapp 200 BeatmungsgerĂ€te an Frankreich, Italien und Spanien im September 2020 verschenkt.
Man sollte auch bedenken, dass wĂ€hrend der Pandemie ĂŒber 9.000 Pflegepersonen, ĂŒberwiegend aus dem Krankenhausbereich, die Pflege verlassen haben. Der Inzidenzwert wird uns regelmĂ€ĂŸig fĂŒr die Überlastung der GesundheitsĂ€mter prĂ€sentiert, jedoch Ă€ußert sich eine Whistleblowerin aus dem Gesundheitsamt kontrĂ€r dazu, denn sie sagt: es gab nie eine Überlastung und FĂ€lle werden teilweise doppelt gezĂ€hlt.
Im Herbst letzten Jahres, am 10. September 2020, meldete der NDR: Gesundheitsminister Spahn habe von 10.112 BeatmungsgerĂ€ten, die bei der Firma DrĂ€ger in LĂŒbeck fĂŒr deutsche KrankenhĂ€user bestellt wurden, 8.505 wieder abbestellt.

Wir vom Corona Blog fragen uns:
Da es absehbar war, dass es am Intensiv-Personal mangeln wĂŒrde, weshalb wurde dann nicht alle Kraft und alles Geld dort hinein gesteckt, um dieses Personal aufzustocken? Hat man alle Pflegepersonen mit intensivmedizinischer Erfahrung in einem großen Kraftakt mobilisiert? Nein, das ist nicht geschehen. Aber wĂŒrde ein Ausnahmezustand diesen Ausmaßes das nicht erfordern? Stattdessen schenkt man den KrankenhĂ€usern Sonderzahlungen fĂŒr eine hohe Auslastungsquote – ein Teufelskreis.2021-04-06-de_RKI_Lagebericht

https://corona-blog.net/wp-content/uploads/2021/04/2021-04-06-de.pdf

https://corona-blog.net/2021/04/23/das-raetsel-der-abgebauten-intensivbetten-ist-geloest/